Jack Ketchum: Evil, Rezension - Bücherschwarm
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Rezension: “Evil” von Jack Ketchum

Ihr glaubt, Ihr wisst was Schmerz ist?

Nein, Ihr wisst es nicht! Und ihr wollt es auch nicht wissen…

 

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Sylvia Likens wurde am 03. Januar 1949 geboren. Als 16jährige wurden sie und Jenny, ihre jüngere und an Kinderlähmung leidende Schwester, in die Obhut von Gertrude Baniszewski gegeben. Diese, an Depressionen, Asthma und Unterernährung, leidende Frau kanalisierte ihre Wut und ihren Zorn überwiegend auf Sylvia. Unbegründete Ungerechtigkeiten, psychische Gemeinheiten und erfundene Vorwürfe, Schläge und noch viel härtere Folter waren an der Tagesordnung. Ihren eigenen Kindern, ja sogar Nachbarskindern, erlaubte Gertrude, sich an den Quälereien zu beteiligen. Herzlose Grausamkeiten, die jeden Bezug zur Realität verweigern möchten. (*)

 

Ich frage mich: Wie viel Schmerz, psychisch und physisch, kann ein einzelner Mensch aushalten? Zu welchen unvorstellbaren Grausamkeiten können Menschen fähig sein? Warum tut jemand unschuldigen und wehrlosen Menschen die schlimmsten Dinge an, die man sich nicht mal annähernd vorstellen möchte? Was muss geschehen, dass scheinbar normale Menschen die Grenzen der Moral und Menschlichkeit brechen um sich am Leid anderer zu erfreuen? Immer und immer wieder? Wie zum Teufel kann es möglich sein, nach den Schmerzensschreien leidender, unschuldiger und wehrloser Mitmenschen süchtig zu werden?

 

Viele erdrückende Fragen, die mich lange beschäftigt haben. Bis heute habe ich keine zufriedenstellende Antwort darauf. Bis heute kann ich es nicht nachvollziehen. Und eigentlich will ich es auch gar nicht!

 
Die Story

EVIL von Jack Ketchum, eine fiktive Geschichte, die jedoch als Basis das (leider) wahre Leiden von Sylvia Likens verarbeitet. Ereignisse, die in ähnlicher Form im Jahre 1965 in den USA tatsächlich stattfanden. Beim Lesen von EVIL, das übrigens in der Ich-Form eines Nachbarjungen verfasst wurde, musste ich oft an diesen wahren Kern denken. Nicht zuletzt das Wissen, dass derartige Misshandlungen reale “Vorbilder” haben, machen die Geschichte von Jack Ketchum so unglaublich schrecklich.

 

Jack Ketchum: Evil, Rezension - Bücherschwarm
Jack Ketchum: Evil

Als Leser war und bin ich fassungslos, geschockt und verwirrt. Und sprachlos. Ja sprachlos. Es gibt meiner Ansicht nach kein Wort, das ausdrücken kann, was ich dabei denke und fühle. Kein mir bekanntes Wort wird dem Gerecht, was dort geschehen ist. Ich frage mich: Wie viel Schmerz, psychisch und physisch, kann ein einzelner Mensch aushalten? Zu welchen unvorstellbaren Grausamkeiten können Menschen fähig sein? Warum tut jemand unschuldigen und wehrlosen Menschen die schlimmsten Dinge an, die man sich nicht mal annähernd vorstellen möchte? Was muss geschehen, dass scheinbar normale Menschen die Grenzen der Moral und Menschlichkeit brechen um sich am Leid anderer zu erfreuen? Immer und immer wieder? Wie zum Teufel kann es möglich sein, nach den Schmerzensschreien leidender, unschuldiger und wehrloser Mitmenschen süchtig zu werden?

 

Viele erdrückende Fragen, die mich lange beschäftigt haben. Bis heute habe ich keine zufriedenstellende Antwort darauf. Bis heute kann ich nicht verstehen, was damals passiert ist…

 
Ein Lob

So ungeheuerlich der Inhalt dieses Buches auch ist, ich muss an dieser Stelle den Autor loben. Die Story wurde perfekt transportiert. In jeden der Protagonisten (das Wort schmerzt mich gerade, aufgrund der wahren Basis. Besser wäre: Täter und Opfer) konnte man sich hineinversetzen und/oder mitfühlen. Nicht nötig zu erwähnen: man kann derartige Handlungen niemals nachvollziehen oder für gut befinden! Aber man hat das Gefühl zu wissen, warum gewisse Handlungen so stattgefunden haben. Der Aufbau von EVIL wirkt am Anfang etwas lahm, zögerlich, plätschernd oder gar “langweilig”. Aber das täuscht. Ich habe mich durch diesen Gedanken anfangs selbst in die Irre geführt. Im Nachhinein passte das optimal zum Verlauf: Langsamer Aufbau, Vorgeschichte, Kennenlernen der Charaktere und die Verwandlung. Auch das trug ein gutes Stück zur Tragik bei. Man konnte im Vorfeld die Personen “kennen lernen”. Die Tragik für mich daran: Ein paar davon mochte ich zunächst! Aber es kam alles anders…

 
Mein Fazit

Das Buch EVIL von Jack Ketchum ist nichts für jeden Leser. Schlimme, unglaublich schlimme Dinge passieren, die man zu realistisch mitempfinden muss. Den wahren Kern der Geschichte kann man beim Lesen nicht verdrängen. Man fiebert mit, hofft das Beste. Man wird manchmal enttäuscht, schockiert, gedemütigt und kann nicht umhin mitzuleiden. Ja, ich hatte den Eindruck mitzuleiden. Als Leser wird man genötigt, sich über den Sinn von Handlungen zu fragen – ohne eine Antwort zu finden. Ich hatte keine Chance mich zu entziehen, war zeitweise fassungslos. Es gab zwischendurch ein bis zwei Tage, wo ich das Buch zur Seite legen musste, um mich zu sammeln.

 

Trotz der Grausamkeiten der Story bin ich froh, es gelesen zu haben. Ich fand den Schreibstil von Jack Ketchum (bzw. des Übersetzers) sehr gut. Der Aufbau der Geschichte lies mich eintauchen, auch wenn das bei dieser Thematik eher “nachteilig” ist. Mir wurden unglaubliche Abgründe der menschlichen Seele gezeigt, die ich lieber nicht gesehen hätte. Trotz allem ist das Buch sehr gelungen, aber man muss sehr starke Nerven mitbringen und fähig sein, sich nicht an den Inhalt der Geschichte zu binden. Mir ist das leider nicht immer gelungen…

 
Auch Vanessa hat dieses Buch gelesen. Ihre Rezension zu Evil ist auch hier auf dem Blog zu finden.
 
*Quelle für den wahren Hintergrund um Sylvia Likens:
 

Buchreihe: –

Genre: Psychothriller

Verlag: Heyne Hardcore

Erstveröffentlichung: 1. Januar 2006

Originalsprache: Englisch

Medium: Paperback

Meine Bewertung:  ★★★★★

Spielt in: USA

 

 

 

 

 

 

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