Mendal W. Johnson: Komm, wir spielen bei den Adams
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Rezension: “Komm, wir spielen bei den Adams” von Mendal W. Johnson

 

 

Bobby war böse!

Aber nicht nur er.

 

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“Komm, wir spielen bei den Adams” von Mendal W. Johnson ist der erste Band aus der neuen Reihe “Pulp Legends” des Festa Verlages. Ich traue mich zu sagen, dass der Start mit Bravour geglückt ist. Die neue Reihe bietet Horrorromane aus den 70er- bis 90er-Jahren, die bei Kennern sehr beliebt waren, allerdings nie auf Deutsch übersetzt wurden. Es sind gesuchte Klassiker – Pulp Legends eben. 

Mendal W. Johnson: Komm, wir spielen bei den Adams - Bücherschwarm
Mendal W. Johnson: Komm, wir spielen bei den Adams

Ich dachte beim Lesen unweigerlich an Jack Ketchum’s “EVIL”. Nun, direkt vergleichbar ist es nicht. Allerdings lässt sich vermutlich nicht gänzlich abstreiten, dass Horrorromane mit Kindern als Tätern eher zur Seltenheit gehören, daher liegt der gedankliche Vergleich nahe. Man sollte bei dieser Gelegenheit aber vielleicht noch darauf hinweisen, dass “Komm, wir spielen bei den Adams” (Originaltitel: Let’s go Play at the Adams’) weit vor “EVIL” erschien – nämlich im Jahre 1974. Das merkt man auch beim Lesen: Die Ausdrucksweise ist sehr gewählt, die Spannungsbögen liegen im Detail und die Tabu’s in der Geschichte sind andere, als man sie heutzutage erwarten würde. An Härte fehlt es dem Buch allerdings nicht. Ähnlich wie bei Ketchum’s Geschichte taucht man tief in die Gedanken der Charaktere ein und ist unweigerlich gezwungen, diese nachzuempfinden.

Für mich war es relativ hart, die ganzen Geschehnisse zu verstehen. Nicht unbedingt aufgrund der Brutalität – ich bin schon einiges gewöhnt, schließlich habe ich ein paar Abos beim Festa Verlag. Schlimm dagegen war eher mein Unvermögen, es zu verstehen. Kinder, die mit kindlicher Unschuld und spielerischen Gedanken Dinge anrichten, die jede Hemmschwelle übertreten. Zeitgleich fehlt ihnen das Verständnis, dass sie etwas falsches tun. Unmöglich, das in das Gehirn eines Erwachsenen zu pressen.

Man kann es vielleicht mit Robotern vergleichen: Die wissen auch nicht, was sie tun, können Auswirkungen ihres Handelns nicht begreifen. Bei “Komm, wir spielen bei den Adams” kam allerdings der Faktor “Mensch” noch hinzu: Stark fühlende Wesen, jedoch ohne die uns bekannte Empathie – Vermutlich aufgrund fehlender Erfahrung. Diese Gesamtkombination ist purer Sprengstoff und Treiber endloser Möglichkeiten eines Horrorromans. Vielleicht ist hier der Vergleich mit den Kindern mit Brennglas und einem Ameisenhaufen durchaus passend. Johnson versteht es in seiner Geschichte sehr gut, nicht nur durch pure, blutige und trockene Brutalität zu überzeugen, sondern vielmehr den Prozess, der zur Eskalation führt, in allen Facetten aufzubauen und zu beschreiben. Diese Kunst zwingt den Leser zum tiefen Eintauchen in das Geschehen, das macht es erst richtig brutal.

 

Inhalt

Wie das Nachwort von Oliver M. Schmidt so schön beschreibt: “Der Inhalt is schnell Umrissen”. Eine Gruppe Kinder und Jugendlicher, zwischen 10 und 17 Jahren, wollen spielen. Nur zum Spaß fesseln sie ihr 20jähriges Kindermädchen, während die Eltern auf Europareise sind. Sie wollen die Freiheiten, die Erwachsene ihren Kindern normalerweise nicht zugestehen. Spätestens, als die Dinge aus dem Ruder laufen wird klar, dass sie ihr Spiel nicht einfach so beenden können. Und bei einem Spiel gibt es nur zwei Möglichkeiten: Gewinnen oder verlieren.

 

Meine Meinung: Dieses. Buch. Muss. Ins. Regal. Punkt.

Was soll ich nun zu diesem Buch aus dem Festa Verlag sagen… Der Schreibstil ist genial. Müsste ich wenige Worte dafür finden, würde das ungefähr so lauten: “Anspruchsvoll, fesselnd und quälend real”. Man merkt deutlich, dass die Story aus einer anderen Zeit stammt. Es ist anders geschrieben, der Ausdruck ist sehr gewählt, bestimmte Inhalte oder Aussagen treffen nicht mehr den heutigen Zeitgeist und das Verständnis von “normal”. Vielleicht machte aber genau das den Reiz aus. Die Brutalität der Geschichte findet in anderen Formen statt, die aber nicht weniger effektiv sind. Ich denke jedoch, dass diese geistig tiefer gehen, als heutzutage üblich. Meine Meinung? Besser als EVIL. Eines scheint aber so oder so klar: Die Eltern unter den Lesern werden zukünftig ihr Schlafzimmer absperren.

Also kurz gesagt: Gut gelungener Horrorroman, der einfach gelesen werden muss! Aus meiner Sicht wäre dieses Buch ebenso gut in der Kategorie “Must Read” aufgehoben. Ganz deutliche Leseempfehlung. Geil gemacht, Festa. 

Falls man an diesem Pulp Legend Kritik üben möchte, kann man sicherlich etwas finden. Aber eigentlich käme mir nur das Cover in den Sinn. Sicher, es passt gut zur Geschichte. Ein Blickfang sieht jedoch anders aus. Nicht schön, aber der Inhalt ist dafür umso besser.

 

Zum Autor Mendal W. Johnson

Mendal W. Johnson veröffentlichte “Let’s go Play at the Adams'” im Jahre 1974. Bereits zwei Jahre später, im Jahre 1976, starb er an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs. Wie das Nachwort verrät, war Johnson für seinen messerscharfen Verstand, beißenden Humor und psychische Probleme bekannt; angeblich mochte er auch keine Kinder. Das erklärt vielleicht diese Story ein bisschen. Umgesetzt hat er diese jedoch hervorragend: Sein Schreibstil ist für Horror-Fans derart angenehm, dass man sich noch viele Bücher von ihm wünschen würde.

 

Buchreihe: Festa Pulp Legends, Band 1

Genre: Horror

Verlag: Festa Verlag

Erstveröffentlichung: 25.10.2018

Originalsprache: Englisch

Medium: Hardcover

Meine Bewertung:  ★★★★★

Spielt in: USA

 

 

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